Stell dir vor, es ist ein entspannter Samstag, du bist zu Hause und es klingelt an deiner Tür. Da du niemanden erwartest, bist du etwas verwundert, aber gehst hin. Vielleicht ist es ja die freundliche Nachbarin, die etwas braucht.
Als du die Tür öffnest, steht ein Paketbote vor dir. Du hast nicht bestellt, aber du guckst ihn trotzdem an.
Er streckt dir das Paket hin, und aus der Entfernung kannst du schon wahrnehmen, dass das Paket wahnsinnig stinkt.
Du guckst verwundert den Paketboten an. Er streckt dir das Paket noch weiter entgegen und sagt: “das ist ein Paket frische Kuhmist, nehmen Sie es.” Du schüttelst den Kopf, du hast schließlich nichts damit zu tun. Da schmeißt der Paketbote es dir einfach ins Gesicht und rennt weg.

Was würdest du tun? Hättest du das Paket auf sein Bitten angenommen? Was würdest du tun, nachdem er dir das entgegengeworfen hat?
Ich äußere mal eine Vermutung: Du hättest dich mit Händen und Füßen gewehrt, hättest es ihm zurückgegeben, wärst ihm vielleicht sogar hinterher gelaufen und hättest es wieder in seinen Wagen gelegt.
Schließlich hast du keine Lust, den Mist von anderen zu entsorgen, oder?
Nun, was hat das mit Mentoring zu tun?
Ich erzähle dir noch eine kurze Geschichte, die wirklich passiert ist.
Ich will nach dem Sport aus dem Parkhaus fahren und stecke die Parkkarte aus Pappe in den Automaten an der Schranke. Der Automat behauptet auch nach mehrmaligen Versuchen, dass er diese Karte nicht kenne. Ich kenne das schon und behandle die Karten immer sehr sorgsam, nicht nah am Handy, nicht nass werden lassen…..
Also drücke ich den Rufknopf. Nach einigen Minuten warten (die ich wild aus dem Fenster wedelnd verbringe, um den anderen Autofahren zu signalisieren, dass sie andere Schranke nehmen sollen), unterbricht endlich eine Stimme die Wartemusik. “Ja?”
“Hallo, meine Karte geht leider nicht", antworte ich. Die Stimme weißt mich ruppig an, die Karte nochmal einzustecken. Wieder behauptet der Leser, er kenne die Karte nicht.
Plötzlich schreit die Stimme mich aus dem Lautsprecher an (und sie schreit wirklich) "Na ganz toll haben sie das hinbekommen, sie haben die Karte kaputt gemacht.”
Ich reagiere nicht, weil ich tatsächlich kurz überrascht war über diese Reaktion. Sie öffnet mir die Schranke und brüllt nochmals “wirklich ganz toll gemacht!”
und ohne einen Kommentar verlasse ich das Parkhaus.
Und wie hängt das jetzt zusammen? Die Frau hinter dem Lautsprecher ist der Paketbote und ihre Wut und Aggression, dass ich scheinbar diese Pappkarte kaputt gemacht habe, ist der Kuhmist.
Ich hab nichts mit ihrem Frust zu tun und war an dem Tag sicherlich nur der Tropfen, der bei ihr das Fass zum Überlaufen brachte.
Und so geht es uns oft mehrfach, jemand entlädt seine Emotion bei uns, seine Wut, seinen Frust und wir haben eigentlich gar nichts damit zu tun. Und häufig ist unsere erste Reaktion “Was hab ich falsch gemacht?” Aber in vielen Fällen haben wir gar nichts falsch gemacht, und genau hier geht es darum, sich zuerst zu fragen: Ist das wirklich mein Paket?
und auch wenn der Gegenüber grad Dinge aus kramt, die evt. was mit uns zu tun haben, heißt das nicht, dass wir dieses Paket bestellt haben, nur weil unsere Adresse drauf steht.
Also bevor du in Zukunft sofort in eine Haltung der Rechtfertigung, Erklärung, oder Verunsicherung gehst, halte kurz inne und frage dich “ist das wirklich meins?”
Im Mentoring mit mir lernst du, Abstand in solche Situationen zu bringen und nicht mit offenen Armen jedes Paket anzunehmen, sondern nur die, die für dich bestimmt sind. Denn ich kenne das selber noch gut: ich wußte, was ich tun sollte, aber in genau diesen Situationen übernimmt irgendetwas in mir die Kontrolle und rechtfertigte sich um Kopf und Kragen. Da sind wir übrigens wieder bei der Sache mit dem Gehirn. Dann springt dein Alarmzentrum im Hirn an und wechselt in den Kampf-oder-Flucht-Modus.
Wenn du dazu mehr wissen willst, lies den Blogbeitrag dazu :) Und ab jetzt: Keine Pakete mehr annehmen, die ich nicht bestellt habe!
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